LBU Sommertour 2020: Renaturierte Donau zwischen Hundersingen-Binzwangen

Motiviert durch die mögliche Veränderung des Flusslaufs der Donau in Tuttlingen, führte die „Sommertour 2020“ die LBU zur renaturierten Donau zwischen Hundersingen und Binzwangen direkt unterhalb der Heuneburg gelegen.  

Von zwei äußerst kompetenten und engagierten Gewässerführern erhielt die LBU einen umfassenden Überblick über die Situation vor der Sanierung, dem Sanierungsprozess und auch über die Situation nach der Sanierung.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhundert floss die Donau frei und unreguliert durch die Aue mit der Folge, dass sich der Fluss im Tal immer wieder neue Wege suchte, Hochwasser langsam abfloss und dadurch eine intensive Landwirtschaft ausgeschlossen war.
Hungersnöte erforderten einen höheren Ertrag der Landwirtschaft. Eine Maßnahme dazu war zwischen 1827 und 1914 die Begradigung der Gewässer im gesamten Talraum.

In der Folge trat die Donau zwar hier seltener über die Ufer, die Wucht der Hochwasser nahm aber flussabwärts zu, der Fluss grub sich immer tiefer in den weichen Untergrund und die Schotter wurden bis auf den blanken Fels ausgeräumt. Die Flusssohle lag 2010 in einigen Abschnitten um drei Meter tiefer als 1898.

Dies hatte Folgen:

  1. Tiere und Pflanzen der Aue verloren ihre Lebensräume

  2. Der Grundwasserspiegel sank

  3. Das Wasserrückhaltevermögen der Landschaft nahm ab

Im Rahmen des integrierten Donauprogrammes der Landesregierung Baden-Württembergs startete 2009 die Renaturierung zwischen Hundersingen und Binzwangen. Entlang alter Donauschlingen entstand ein flaches gewundenes Bett. Die Ufer blieben roh liegen, die Donau kann sich daher wie früher dynamisch entwickeln. Die dazu notwendige Fläche wurde vom Land Baden-Württemberg erworben und dem Fluss, 100 Hektar, zur Verfügung gestellt.

Schlüsselstück der Sanierung ist eine Riegelrampe, die das Flussbett wieder um 2,50 Meter auf seine frühere Höhe bringt und verhindert, dass sich der Fluss auch in das neue Bett wieder eingräbt. Die Rampe ist 100m lang, besteht aus 26 Steinriegeln, von denen die schwersten 3 Tonnen wiegen, ein Verlagern durch Hochwasser ist damit ausgeschlossen. Die Rampe wurde wabenförmig gestaltet. Damit wird gewährleistet, dass auch bei Niedrigwasser keine Austrocknung stattfindet. Unter anderem sind auch vielfältige Fließmuster und strömungsarme Becken entstanden, so dass Lebensraum für unterschiedlichste Arten geschaffen wurde.

Als Folge der Renaturierung sind neue Lebensräume entstanden und die typischen Arten der Flussaue siedeln sich wieder an: Biber, Flussregenpfeiffer, Jungfische, Störche, Kiebitze, viele Pionierpflanzen und Pflanzen der naturnahen Aue. Die Donau darf nun in diesem Abschnitt wieder zweimal jährlich über die Ufer treten und die Auenlandschaft überschwemmen. Der Hochwasserabfluss wird verzögert.

Ein Bild vom Ergebnis der Renaturierung konnte sich die LBU während einer kleinen Wanderung an dem neu gestalteten Donaubett machen. Allerdings wurde und wird die Gestaltung des Bettes von der Donau selbst durchgeführt. Dies trifft auch auf die Fauna zu. Der Versuch, Donauschwarzpappeln in größeren Stückzahlen anzupflanzen, war nicht so erfolgreich wie gehofft. Hochwasser, Biber und andere Ursachen führten dazu, dass von 50 Pflanzen weniger als die Hälfte bis dato überlebt haben.

Das Resümee der Sommertour:

  1. Es war fantastisch zu sehen, wie der Mensch in der Lage ist Fehler der Vergangenheit zu beseitigen und die Voraussetzung schaffen kann, dass eine industrialisierte Landschaft wieder zur Natur wird.

  2. Ein „natürlich“ fließender Fluss braucht Platz und stellt die Renaturierung eines Flusses in einem städtischen Umfeld vor besondere Herausforderung.

  3. Renaturierung ist nicht umsonst zu haben. Die Kosten der Sanierung beliefen sich auf 2,6 Millionen €, Geld das vom Land Baden-Württemberg und dem „Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes“ zur Verfügung gestellt wurde.

Die gewonnenen Eindrücke werden sicherlich bei der Diskussion um die Zukunft der „Tuttlinger Donau“ eine wichtige Rolle spielen.

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